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Katharina Köberl

Warum ich Vulva Gazing selten gut finde


Dass das Wort Vulva ein Tabu im Großteil der Gesellschaft ist, wissen wir schon. Wenn man daran denkt wieviele Worte wir dafür haben und wieviele für den Ellbogen?

Eine kreative Lösungsstrategie, um über etwas zu sprechen, worüber man nicht sprechen darf! Eine Reaktion auf das Tabu ist das Vulva Gazing.

Ich weiß, das Vulva Gazing boomt gerade und ist total im Trend. Obwohl das vielen Menschen gefällt und richtig weiterhilft, bin ich als Sexologin etwas skeptischer. Vorneweg: Ich bin absolut für eine Hinwendung zur eigenen Lust und Sexualität! Yeah

- deswegen mache ich auch Workshops! Trotzdem muss man genauer hinsehen.

Viele Frauen tasten sich langsam an ihren lustvollen Körper heran und sind erstmal vorsichtig und kritisch beim Anblick ihrer Vulva. Das ist völlig ok und häufig!!

Eine eingeforderte Faszination für das eigene Geschlecht ist im Lustkontext nicht förderlich. Auch ein enttäuschendes Erlebnis ist ebenfalls nicht lusterweiternd.

Die Frage ist also immer: Was hat das Gazing für eine Funktion? Soll es den Frauen helfen sich mit ihrem eigenen sexuellen Körper anzufreunden? Zu verbinden?

Dann fehlt hier ein ganz wichtiges Momentum: Die eigene Haltung. Wie wird denn geschaut? Wir alle kennen Blicke, die sich gut und andere, die sich weniger gut anfühlen.

Ist es ein wohlwollender Blick? Habe ich eine wohlwollende Haltung, sodass ich mit Staunen, Neugierde oder Faszination daran gehen kann? Nur einfach Hinschauen ist zu kurz gedacht, denn:


Die Schönheit liegt im Auge der Betrachterin.


Es geht darum, WIE ich hinsehe. WIE ich mich hingebe. WIE ich es erlebe.


Wenn das im Workshop nicht thematisiert ist, fehlt ein wichtiger Punkt meiner Meinung nach!


Gleich passend dazu:

Ich weiß als Workshopleiterin nicht, was für eine Geschichte diese Person mit ihrer Vulva hat. Selbst wenn ich mit meiner Haltung und Anleitung es schaffe, einen save space zu kreieren, ich weiß nicht, ob die Person beim Anblick ihrer Vulva nicht aussteigt. Dazu bräuchte ich Vorgespräche, um das besser einschätzen zu können.


Ich kann nicht voraussetzen, dass jede Person, die etwas nicht will, nein sagen kann.

Hier wird es kompliziert und viele Sexualpädagoginnen und Sexologinnen diskutieren darüber. Man könnte sagen: Ja, wenn sich die Person angemeldet hat, dann will sie das doch! So einfach ist es nicht. Dinge, die sich im ersten Moment gut anspüren, können sich verändern und im nächsten Moment passt es einfach nicht mehr. UND DAS IST OK. Dann braucht es die Fähigkeit auf diesen Stimmungswechsel zu hören und diesen auch zu vertreten (noch dazu in einer Gruppe). Hier ein paar Gedanken, die vielleicht die ein oder andere unter uns kennt und die es schwierig machen, auf unser Gefühl zu hören:

Wenn das alle machen, dann ist es doch auch etwas für mich oder?

Jetzt habe ich bezahlt!

Alle in der Gruppe finden es toll, es wird schon noch!


Hinzukommt: Trends haben manchmal etwas so Verführerisches an sich, weil sie uns das Blaue vom Himmel versprechen. Es braucht viel innere Stärke, um auf das eigene Gefühl zu hören und zwar noch dazu in einer Gruppe. Als Workshopleiterin versuche ich einen save space zu gewährleisten und nur die Ansage "das ist freiwillig“, ist meiner Meinung nach zu wenig.


Abschließend noch ein ganz großer Punkt: Um die Beziehung zur eigenen Vulva wirklich zu verändern, braucht es Berührung und Wahrnehmung - da kommt das Auge zu kurz. Es braucht einen Prozess, eine Hinwendung, die über das Hinschauen hinausgeht. Das muss eine wissen, wenn sie sich auf die Reise begibt.


Versteht mich bitte nicht falsch:


Jede neugierige, spielerische Auseinandersetzung mit Lust und Sexualität sind wünschenswert! Und auch Aufklärung über die eigene Anatomie ist es! Daher biete ich euch gerne Vulvapainting, aber ohne Vulva Gazing, an.


Ich lade dich zu einem kreativen, witzigen und unvergesslichen Abend zur Vulva ein. In einer lockeren Atmosphäre steht die kreative Auseinandersetzung im Zentrum und anatomisches Wissen und Aufklärung fließen mit einem Augenzwinkern in den Abend ein.

Es werden Vulvabilder gemalt, aber sie sind abstrakt! Falls jemand unbedingt die eigene Vulva zeichnen möchte ist das natürlich möglich, aber es ist nicht Ziel dieses Abends.


Die kreative Auseinandersetzung dient einer lockeren, spaßvollen Stimmung. Es gibt auch die Möglichkeit den Zugang und die Beziehung zur eigenen Vulva darzustellen, oder sich einfach vom Pinselstrich leiten zu lassen.


Für Material ist gesorgt, ich komme gerne an einen Veranstaltungsort. Für Gruppen buchbar.


Ich freue mich sehr über eure Anmeldungen!



sending love


Katharina



Credits: Foto von Mati Photography




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